"Tage der deutschen Wissenschaft" in Tomsk

Russland und Deutschland teilen eine lange Tradition wissenschaftlicher Zusammenarbeit. Dass sie sich auch gemeinsam für die Zukunft stark machen, bewiesen die „Tage der deutschen Wissenschaft“ in der Wirtschaftszone Tomsk. Anlässlich des XV. Tomsker Innovationsforum INNOVUS lud das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Länderkampagne Russland vom 21. bis 23. Mai Wissenschaftler, Studierende, Vertreter der regionalen Administration und örtlicher Unternehmen sowie eine Delegation deutscher Forschungsnetzwerke ein, Zukunftstechnologien zu diskutieren, Kontakte zu knüpfen und Kooperationsideen zu entwickeln. Die Länderkampagne Russland wird durch das Internationale Büro betreut. 

Logo der Länderkampagne Russland

Zusammen mit der Tomsker Regionalverwaltung, der Polytechnischen Universität Tomsk, der Staatlichen Universität für Architektur und dem Russisch-Deutschen Haus in Tomsk wurde ein abwechslungsreiches Programm für die „Tage der deutschen Wissenschaft“ entwickelt. Das Deutsch-Russische Forum Nanotechnologie, welches Teil des bilateralen Projektes NanoBRIDGE ist, und der Workshop „Diffusion of Sustainable Technologies in Construction“ des deutschen Netzwerkes ENNA – Energieeffizienz und Nachhaltige Gebäude boten Wissenschaftlern, Fachleuten und Studierenden an zwei Tagen die Möglichkeit, neueste Technologien und Entwicklungen in der Nanotechnologie sowie im Bereich des energieeffizienten und umweltschonenden Bauens zu diskutieren. Beide Workshops waren die einzigen Veranstaltungsangebote ausländischer Institutionen im Rahmen des INNOVUS-Forums und zeigen das große Interesse deutscher Forschungs- und Technologienetzwerke an der Zusammenarbeit mit russischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.

Gruppen-Foto Innovation Forum Tomsk

Besuch an der Sibirischen Staatlichen Medizinischen Universität - © Gabriele Pfeifer / COMMIT Group

Neben den Fachforen für Nanotechnologie und nachhaltiges Bauen luden weitere Veranstaltungen zur Begegnung zwischen deutschen und russischen Wissenschaftlern ein: Eine Informationsveranstaltung des BMBF informierte universitäre Fachvertreter und Studierende umfassend über Bildung, Forschung und Fördermaßnahmen in Deutschland.

Wissenschaft in völlig neuer Form bot der Science Slam am Abend des ersten Veranstaltungstages, der über 300 Studierende anzog: Sechs russische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten sich für den Wettbewerb qualifiziert und stellten in maximal zehn Minuten ihre eigenen Forschungsergebnisse publikumswirksam vor. Und das mit so großem Erfolg, dass im Stechen gleich drei Wettbewerber gegeneinander antraten und am Ende sogar zwei Sieger gekürt wurden: Nikolay Englevskiy, der dem Publikum den Parasiten Opistorchis vorstellte, sowie Timofey Solovev, der mit der Komprimierung digitaler Videos Anerkunng fand.

Auch die Ausstellung IMAGINARY, die bei den „Tagen der deutschen Wissenschaft“ in Tomsk eröffnet wurde, rückte komplexe Themen ins Rampenlicht: Sie zeigte, zu welch faszinierenden Bildern sich hochkomplexe algebraische Formeln verwandeln lassen, wenn man sie geometrisch darstellt. Die interaktive Wanderausstellung des Mathematischen Forschungsinstituts Oberwolfach feierte bereits in zahlreichen Ländern Erfolge und zog auch in Tomsk schon am ersten Tag viele Besucher an.

Kontaktmöglichkeiten und fundierte Informationen bot der Runde Tisch mit Vertretern der Tomsker Verwaltung: 15 Mitglieder der deutschen Delegation trafen sich mit Repräsentanten der regionalen Administration wie dem Leiter der Abteilung für internationale und regionale Beziehungen, Alexei Stukanow, oder dem Vorsitzenden des Ausschusses für Innovations- und Unternehmensförderung, Grigori Kasmin, um über Kooperationsmöglichkeiten in Bildung, Wissenschaft und Innovationsentwicklung zu sprechen. Aufgrund seiner hohen Dichte an Universitäten und Wissenschaftlern sowie seiner lebendigen Start-up- und Spin-off-Szene gehört Tomsk zu den besonderen Wirtschaftszonen Russlands und bietet als Wissenschaftszentrum Sibiriens ideale Anknüpfungspunkte für deutsche Forschungsinstitutionen und Unternehmen.

Auch der Besuch des studentischen Business-Inkubatores an der Staatlichen Universität für Systementwicklung und Radioelektronik, der studentische Projekte mit Beratung, Büro- und Laborräumen sowie Krediten unterstützt, stand auf dem Programm. Einblicke gab es ebenso in die Arbeit des Gründerzentrums der Tomsker Staatlichen Universität, des Wissenschaftszentrums der Sibirischen Akademie der Wissenschaften, der Sibirischen Staatlichen Medizinischen Universität und weiterer Forschungs- und Entwicklungszentren in Tomsk. Sie zeigten, dass besonders die Themen Medizin und Gesundheit, Nanotechnologie und Energieeffizienz gute Chancen für tiefergehende Kontakte bieten, beispielsweise durch die gemeinsame Erarbeitung wissenschaftlichen Workshops. Die regionale Administration sagte außerdem zu, die Initiativen deutscher Forschungseinrichtungen und Unternehmen vor Ort beispielsweise bei der Suche nach geeigneten Partnerunternehmen in der Tomsker Region aktiv zu unterstützen.

Gelungene Beispiele aus der Praxis und konkrete Erfahrungen mit der deutsch-russischen Zusammenarbeit wurden beim Unternehmertisch Nanotechnologie ausgetauscht, an dem Tomsker Wissenschaftler und Unternehmer sowie deutsche Delegationsreisende, der deutsche Generalkonsul in Nowosibirsk, Neithart Höfer-Wissing, sowie Aleksander Geier, Leiter des Russisch-Deutschen Hauses in Tomsk, als Gastgeber teilnahmen.