Polen

Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen steht im Bereich Forschung, Innovation und Bildung auf einem festen Fundament. Dadurch bietet sie eine hervorragende Ausgangslage für weitere Kooperationen im Europäischen Forschungsraum.

Altstadt von Warschau

© Michael Lange / DLR

Förderung der Zusammenarbeit mit Polen

Im Mittelpunkt der 2016 vom BMBF und dem polnischen Partnerministerium MNiSW unterzeichneten Absichtserklärung zu einer gemeinsam abgestimmten, strategische Innovationspolitik steht das Förderprogramm zur Digitalisierung der Wirtschaft. Zentrale Akteure sind hierbei insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie Startups. Das 2+2-Förderprogramm wurde in enger Abstimmung mit dem Nationalen Zentrum für Forschung und Entwicklung (NCBR) abgestimmt. Schwerpunkt der ersten Förderbekanntmachung 2018 war die „Digitalisierung der Medizintechnik/ Gesundheitsforschung“. Die 5 ausgewählten Projekte liefen zwischen 2019 und 2022. Im März 2021 wurde eine zweite Förderbekanntmachung „Digital Green Tech“ mit Schwerpunkt auf „Smart Villages“ veröffentlicht. 4 Projekte werden seit Mitte 2022 gefördert.

Das BMBF hat vor dem Hintergrund der EU-Osterweiterung 2004 das Förderprogramm "Internationale Zusammenarbeit in Bildung und Forschung, Region Mittel-, Ost- und Südosteuropa" („Regionalausschreibung“) aufgelegt, mit dem Forschungsprojekte deutscher Wissenschaftler/-innen mit Partnern aus Mittel- und Osteuropa gefördert werden. Gegenwärtig läuft ein vergleichbares Nachfolgeprogramm unter dem Namen „Integration der Region Mittelost- und Südosteuropa in den Europäischen Forschungsraum“ (Bridge2ERA2021). Ziel dieser Projekte ist eine gemeinsame Projektantragstellung in den Förderprogrammen des BMBF oder im Rahmen vonHorizont Europa. Bei dem vom BMBF zwischen 2010 und 2015 laufenden Förderprogramm „Ideenwettbewerb zum Auf- und Ausbau innovativer FuE-Netzwerke mit Partnern in Ostseeanrainerstaaten - Circum Mare Balticum –“ („Ostseeausschreibung“) zur Initiierung von interdisziplinären, innovativen FuE-Netzwerken im Ostseeraum mit beteiligten sich polnische Institutionen zusammen mit Partnern aus Estland, Lettland, Litauen und den nordischen Ländern. Themenbereiche der Projekte dieses Förderprogramms waren die Energieforschung, Umweltforschung und -technologien, IKT, Meeresforschung, Innovation sowie Gesundheitsforschung und Biotechnologien. Ziel des Förderprogrammes war es, durch die internationale Zusammenarbeit Innovationspotenziale zu erschließen und internationale Wettbewerbsvorteile deutscher Unternehmen und Forschungseinrichtungen im Ostseeraum gemeinsam mit ihren Partnern zu stärken.

Politischer Rahmen

Polen ist aufgrund seiner wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu Deutschland der wichtigste Partner Deutschlands unter den mittel- und osteuropäischen Ländern. Die deutsch-polnische Forschungszusammenarbeit basiert auf dem Abkommen für die Wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit (WTZ) vom 10. November 1989. Kooperationspartner auf Regierungsebene für das BMBF ist das Ministerium für Wissenschaft und Hochschulen (MNiSW).

Schwerpunkte der Zusammenarbeit

Kooperation in den Klinischen Neurowissenschaften

Gemeinsame Ausschreibungen in den Neurowissenschaften von BMBF und dem polnischen Ministerium für Wissenschaft und Hochschulwesen fanden 2002 und 2006 statt, aus denen über 20 deutsch-polnische Projekte hervorgingen. Die bilateralen Aktivitäten liefen bzw. laufen im Rahmen der europäischen Koordinierungsmaßnahmen ERA-Net NEURON, ERA-NET NEURON II sowie Neuron Cofund und Neuron Cofund2 (bis 2025) weiter. Diese Aktivitäten sollen zu einer strukturierten europäischen Gesundheitspolitik auf dem Gebiet der Erkrankungen des Nervensystems führen.

Werbung für den Innovationsstandort Deutschland (Research in Germany)

Das BMBF war in den Jahren 2005 bis 2018 (außer 2015) auf der Messe POLECO/ POL-ECO-SYSTEM in Posen vertreten. Das BMBF präsentierte auf seinem Messestand jeweils rund 25 ausgewählte deutsche Forschungseinrichtungen, Multiplikatoren und Förderorganisationen.  Zusätzlich fand 2017 und 2018 ein „Deutscher Abend der Forschung und Entwicklung“ auf dem Messegelände statt. Als Nachfolgeveranstaltung für die Messebeteiligungen wurde ein wissenschaftliches Symposium im September 2019 in Warschau durchgeführt. Anlass war das 30-jährige WTZ-Jubiläum.

Forschung zur Nachhaltigkeit

Im Mai 2008 fand die „1st German-Polish Conference on Research for Sustainability“ in Warschau statt. Ende wurde ein Abkommen zwischen dem BMBF und dem MNiSW über die Kooperation auf dem Gebiet der Nachhaltigkeitsforschung unterzeichnet. Im November 2010 fand in Posen das „2nd German – Polish Forum on Eco-Innovation“ im Rahmen der BMBF-Beteiligung an der internationalen Umweltmesse POLECO statt. Deutsch-polnische Bekanntmachungen wurden 2011 und 2016 veröffentlicht. 16 bilaterale Projekte wurden gefördert. Im September 2019 wurde ein Workshop dieser Projekte in Warschau im Rahmen des 30-jährigen WTZ-Jubiläums veranstaltet.

Höhepunkte der bilateralen Kooperation

Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung (DPWS)

Im Juni 2008 wurde ein Regierungsabkommen über die Zusammenarbeit in der Deutsch-Polnischen Wissenschaftsstiftung unterzeichnet. Die Stiftung wird gemeinsam von Bund, dem Land Brandenburg und der Republik Polen getragen. Sie unterstützt Vorhaben vorrangig im Bereich der Geistes-, Kultur- sowie der Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, die in deutsch-polnischer Zusammenarbeit von Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beider Länder entwickelt und umgesetzt werden. Das Stiftungskapital beträgt rund 50 Millionen Euro. Polens Zustiftung beträgt derzeit 10 Millionen Euro. Über 440 Projekte mit einem Fördervolumen von rund 12,6 Millionen Euro hat die DPWS vom Beginn ihrer Tätigkeit bis November 2023 gefördert. Im Rahmen einer Sonderausschreibung zum Thema „Stabilität und Veränderung der Kommunikation in den gegenwärtigen deutsch-polnischen Beziehungen“ fördert die Stiftung gegenwärtig zwei Forschungsvorhaben.

Deutsch-Polnisches Forschungsforum | Wissenschaftsplattformen

Im April 2008 fand in Leipzig das Deutsch-Polnische Forschungsforum im Beisein der damaligen Ministerinnen Schavan und Kudrycka statt. Rund 250 hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Hochschulen, Wissenschaft und Forschung stellten die Weichen für eine engere Zusammenarbeit der beiden Länder. Im Mittelpunkt standen die Förderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie die Stärkung von Partnerschaften und Netzwerken. Im Oktober 2016 fand in Posen die Deutsch-Polnische Wissenschaftsplattform „On the road to innovative Europe“ als Folgeveranstaltung des Forschungsforums statt. Die rund 200 geladenen Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diskutierten über Best Practice-Beispiele, (Förder-)Instrumente und unter anderem darüber, wie junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gefördert werden können und welche Anreize und Hindernisse es bei der Kommerzialisierung von Forschungs- und Entwicklungsergebnissen gibt. Eine Deutsch-Polnisch-Tschechische Wissenschaftsplattform fand im Oktober 2021 in Dresden statt. Zentrale Themen dieser hochrangig besetzten Veranstaltung waren der Strukturwandel im Dreiländereck sowie das neue EU-Forschungsrahmenprogramm Horizont Europa.

Zusammenarbeit im Rahmen der EU

Entsprechend der Bedeutung, die Forschung und Technologie in beiden Ländern zukommt, hat sich die Zusammenarbeit in diesem Bereich in den letzten Jahren dynamisch entwickelt. Polen war innerhalb von Horizont 2020 an 1.894 Projekten beteiligt; 1.254 davon liefen mit deutscher Beteiligung. Fachliche Schwerpunkte der polnischen Beteiligung lagen in den Bereichen der Informations- und Kommunikationstechnologien und der Energie sowie des Transports. Für Polen war Deutschland nach Spanien und Italien der wichtigste Kooperationspartner in Horizont 2020. Die intensive deutsch-polnische Zusammenarbeit setzt sich auch in Horizont Europa fort (Im Juni 2023 betrug die Zahl der Projekte mit polnischer Beteiligung auf 576, davon 408 mit deutscher Beteiligung (ca. 70%). Die Internationalisierung und Vertiefung der europäischen Integration sind die Chancen für die deutsche Wissenschafts- und Forschungslandschaft und für die Wirtschaft.